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Pressemitteilung

Nr. 304 - 7. Dezember 2000

Erste Ergebnisse der zentralen Jahrgangsstufentests in Mathematik und Deutsch an bayerischen Schulen

Die Ergebnisse der landesweiten Jahrgangsstufentests in Mathematik und Deutsch an bayerischen Hauptschulen, Realschulen, Wirtschaftsschulen und Gymnasien hat Kultusministerin Monika Hohlmeier am Donnerstag vorgestellt.

Den Mathematiktest absolvierten in der Hauptschule die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen, in den anderen Schularten die der 9. Jahrgangsstufe. Die zentralen Tests sind für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Wie Ministerin Hohlmeier erläuterte, sei es Ziel dieser Jahrgangsstufentests, die Qualität und Effektivität des Unterrichts zu überprüfen und die Nachhaltigkeit des Wissens bei Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Nachdem internationale Studien im Bereich der Mathematik und Physik den bayerischen Schülern zwar im Bundesvergleich einen guten Wissensstand attestiert, im internationalen Vergleich jedoch nur einen Mittelfeldplatz zugewiesen hätten, seien in Bayern Maßnahmen ergriffen worden, um fächerübergreifendes, komplexeres Denken zu fördern und die Nachhaltigkeit des Wissens zu stärken. Mit den Jahrgangsstufentests solle geprüft werden, inwieweit die Bemühungen zur Qualitätssteigerung des Mathematikunterrichts sich auf den messbaren Leistungsstand der bayerischen Schüler auswirken.

Da die Tests im Anforderungsniveau jeweils auf die Lehrpläne der verschiedenen Schularten zugeschnitten waren, können die Ergebnisse über die Schularten hinweg – wie etwa auch bei Abitur, Prüfungsaufgaben für den Mittleren Schulabschluß und "Quali" - nicht unmittelbar verglichen werden.

Die Ergebnisse des Zentralen Mathematiktests an den Gymnasien lassen im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Verbesserung erkennen. Von den zu erreichenden 21 Punkten wurden im Landesdurchschnitt 9,05 Punkte erzielt (Vorjahr: 6,63). Der maximal erreichte Schulschnitt lag bei 12,4 Punkten (Vorjahr: 9,70). Das entspricht einem Notendurchschnitt von 3,66. Die staatlichen Gymnasien schnitten mit einem Notenschnitt von 3,60 besser ab als kommunale, kirchliche und sonstige private Schulen.

Die Realschulen erzielten ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr. Rund 35.000 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe beteiligten sich am zentralen Mathematiktest. Etwa ein Viertel davon besuchen die mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Ausbildungsrichtung. Hier schnitten die Schülerinnen und Schüler mit einem Notendurchschnitt von 3,51 besser ab als in den Wahlpflichtfächergruppen II und III, die ihren Hauptakzent im wirtschaftlichen, sprachlich-musischen oder hauswirtschaftlich-sozialen Bereich setzen. Dort wurde ein Schnitt von 4,18 erreicht.

Am zentralen Mathematiktest für die Hauptschulen nahmen rund 56 000 Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe teil. Der erzielte Notendurchschnitt von 4,37 bedeutet eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als die Durchschnittsnote bei 4,44 lag. Erkennbar ist auch, dass die Schülerinnen und Schüler der M-Klassen mit 3,82 besser abschnitten als die Regelklassen.

Aus Sicht von Kultusministerin Monika Hohlmeier zeigten die Ergebnisse der Tests den einzelnen Schulen den jeweils individuellen Handlungsbedarf für eine bessere Sicherung von flexibel einsetzbarem Grundwissen im Mathematikunterricht. Sie betonte, dass die Veränderung und Verbesserung des Mathematikunterrichts ein langfristig angelegter Prozess sei. "Durch die jährliche Evaluation interner und externer Art sind im Laufe der nächsten Jahre sukzessive Erfolgssteigerungen zu erwarten", erklärte die Ministerin. "Die qualitative Verbesserung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts an allen Schularten und in allen Altersstufen ist ein Kernanliegen der Schulentwicklung. Anwendungsorientierung, die Entwicklung einer neuen Aufgabenkultur mit weniger standardisierten Fragestellungen, größerer Variationsbreite und deutlicheren Alltagsbezügen in Verbindung mit modernen Unterrichtsmethoden stehen dabei im Mittelpunkt." Aus der Analyse der Erfolgsquoten für die Einzelaufgaben ergebe sich als vorrangiges Ziel die Sicherung von flexibel einsetzbarem Grundwissen, auf dem in der Folge eine effektive Weiterentwicklung problemlösenden Denkens aufbauen kann. Bei den Schülerinnen und Schülern solle schrittweise ein Bewusstsein dafür entwickelt werden, welche mathematische Fertigkeiten dauerhaft beherrscht werden müssen. Jede Schule müsse deshalb die Ergebnisse ihrer Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Aufgaben analysieren und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts einleiten.

Die Tests fanden bereits in der zweiten Unterrichtswoche des Schuljahres 2000/2001 statt, um einer gezielten Vorbereitung möglichst geringen Raum zu lassen. Die Ergebnisse gehen in diesem Schuljahr erstmals mit der Gewichtung einer mündlichen Note in die Jahrgangsfortgangsnoten ein. Wie die Ministerin anmerkte, hätte man gerne auf die Benotung der Tests verzichtet, da es nicht vorrangig um die Prüfung der Schüler, sondern vor allem um die Evaluation des Unterrichts und dessen Erfolgs gehe. Die Erfahrung habe jedoch gezeigt, dass die jungen Leute einen Test nicht immer mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angingen, wenn das Ergebnis für sie notenmäßig ohne Belang sei. Die gestellten Aufgaben stießen bei den Fachlehrkräften auf große Zustimmung. Die Fachschaften bewerteten Anspruchsniveau und Streuung der Schwierigkeit nahezu einhellig als angemessen.

In diesem Jahr wurden die Jahrgangsstufentests, die im Fach Mathematik bereits seit 1998 durchgeführt werden, erstmals auf das Fach Deutsch ausgeweitet. Deutsch wurde in Hauptschule, Realschule und Gymnasium in der 8. Jahrgangsstufe geprüft. Im Mittelpunkt standen hier die Bereiche Rechtschreibung, Textverständnis und -zusammenfassung sowie Ausdrucksfähigkeit und Grammatik. An den Gymnasien beteiligten sich rund 37 000 Schülerinnen und Schüler, an den Realschulen waren es rund 38 000. Für die Hauptschulen fand der Jahrgangsstufentest in Deutsch erstmals als Probelauf statt, an dem sich nicht alle Schulen beteiligen mussten. Insgesamt belief sich die Zahl der Teilnehmer auf knapp 30 000, also 57 % der Hauptschüler der Jahrgangsstufe 8.

Die Ergebnisse sind insgesamt als durchaus erfreulich zu bewerten. So wurde an den Gymnasien die Durchschnittsnote 3,18 erzielt, an den Realschulen lag der Durchschnitt bei 2,91. Wie die Mathematikaufgaben wurden die Aufgaben des Deutschtests von den Fachlehrkräften positiv beurteilt. An den Hauptschulen, wo ein Notendurchschnitt von 2,67 (in den M-Klassen: 1,99) erreicht wurde, lassen die Rückmeldungen der Schulen erkennen, dass der erste Probelauf sehr erfolgreich war.

Auch im Fach Deutsch sollen die Fachschaften der Schulen die Erfolgsquoten ihrer Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Teilaufgaben analysieren, über Konsequenzen diskutieren und die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. "Die Tests sollen auch hier Initialzündung für eine intensive Diskussion in den Kollegien über Möglichkeiten zur Verbesserung der Unterrichtsqualität werden", bilanzierte die Ministerin. "Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur inneren Schulentwicklung."

Claudia Gantke

Sprecherin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus

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