21. August 1998

Kultusminister Hans Zehetmair: Bayern auf dem Weg zur digitalen Bibliothek

Mit rund 3 Millionen DM fördert das Kultusministerium ausgewählte Pilotprojekte, die zeigen, wie wissenschaftliche Bibliotheken ihren neuen Aufgaben auf dem Weg in die Informationsgesellschaft gerecht werden können. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Freitag in München mitteilte, könne Bayern hier auch bereits Erfolge vorweisen. Gerade im Bereich Wissenschaft und Forschung würden neue Möglichkeiten der Information und Kommunikation genutzt, die durch den rasanten Ausbau weltweiter Datennetze entstehen.

Die "Elektronische Zeitschriftenbibliothek", die an der Universitätsbibliothek Regensburg in enger Zusammenarbeit mit der Bibliothek der Technischen Universität München aufgebaut wurde, umfasst bisher über 2000 Zeitschriften zu allen Fachgebieten, davon etwa 450 reine Online-Zeitschriften. Sie ist damit die umfangreichste Sammlung solcher Zeitschriften in Deutschland. Über 700 Fachzeitschriften sind frei zugänglich und können von jedermann kostenfrei abgerufen werden. Bayern hat damit eine Spitzenposition unter den deutschen Bibliotheken erreicht. Auch außerbayerische Bibliotheken nutzen inzwischen diesen Dienst.

Information unter:

http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/ezeit/ezb.phtml.

Ein regionales Konsortialabkommen mit Academic Press wird nun den Zugriff auf deren elektronische Ausgaben von über 170 wissenschaftlichen Zeitschriften mit Schwerpunkt Naturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften bis zum Jahr 2000 allgemein für alle bayerischen Hochschulbibliotheken und die Bayerische Staatsbibliothek ermöglichen.

 

Retrospektive Digitalisierung und Bereitstellung von Druck- und Handschriften einerseits sowie die Aufbereitung von maschinenlesbar vorliegenden Daten für das Angebot im World Wide Web und Aufbau eines Volltextservers andererseits bildeten die zentralen Arbeitsbereiche des Projekts "Volltextdaten in lokalen Netzen" der Universitätsbibliothek Augsburg. Neben Fragen der inhaltlichen Auswahl wurden dabei insbesondere technische, organisatorische und rechtliche Probleme der Aufbereitung, Präsentation und Distribution sowie Archivierung digitaler Daten untersucht.

Informationen unter: http://www.bibliothek.uni-augsburg.de

 

Ältere, aber für Wissenschaft und Forschung oftmals sehr bedeutsame Literatur wird in den Bibliotheken überwiegend noch auf Katalogkärtchen oder in Bandform nachgewiesen. Das bedeutet, dass diese Nachweissysteme in vielen Fällen noch in elektronische Form konvertiert werden müssen, um sie über die Netze benützen zu können.In dem Pilotprojekt "Retrokonversion konventioneller Kartenkataloge" der Bayerischen Staatsbibliothek wurden vor allem das Scannen von Katalogkarten, die Minimalerfassung von strukturierten Daten und die OCR-Erschließung von Suchbegriffen erprobt. Im anschließenden Hauptprojekt wurden 2,1 Millionen Katalogkarten des konventionellen Dienstkatalogs der Bayerischen Staatsbibliothek aus den Jahren 1953 -1981 elektronisch umgesetzt und damit allgemein über das Internet nutzbar gemacht. Es werden sowohl die Blätterfunktion als auch die Such-, Speicher-, Anzeige- und Bestellfunktion für die aus Text- und Bilddaten bestehenden Katalogdaten angeboten.

Informationen unter: http://193.174.99.237/ifk/ifk.html

 

Im Projekt "ELEKTRA" wurde in Kooperation zwischen dem Insitut für Informatik der Technischen Universität München, Universitätsbibliotheken und der Bayerischen Staatsbibliothek ein elektronischer Aufsatzdienst für die Fachgebiete Informatik und Mathematik an den Universitäten München, Augsburg sowie der Technischen Universität München realisiert.

Zugleich wurden damit die Grundlagen für das Projekt "DIBWIN" (Digitale Bibliothek für Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie) geschaffen, das derzeit im Rahmen der Offensive Zukunft Bayern in Bayern Online II gefördert und von der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Augsburg, den Fachhochschulen Hof und Ingolstadt sowie der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken durchgeführt wird. Im Projekt DIBWIN wird die Digitalisierung von ausgewählter, spezieller Fachinformation (wissenschaftliche Aufsätze und Dissertationen) und ihre Bereitstellung über das Bayerische Hochschulnetz angestrebt. Ziel ist es, Fachliteratur, die nur einmal oder nur an wenigen Bibliotheken der Partner-Hochschulen vorliegt, für alle Wissenschaftler und Studenten über Fakultäts- und Hochschulgrenzen hinweg an bayerischen Universitäten und Fachhochschulen vertieft durch Anzeige der Inhaltsverzeichnisse und der ersten Seite nachzuweisen und sofort in elektronischer Form im Volltext liefern zu können.

Informationen unter: http://dibwin.informatik.tu-muenchen.de

 

I. A. Dr. Stephanie Herrmann, Pressereferat

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent