6. August 1997

Staatliche Förderungspreise für Literatur an Friedrich Ani, Ulrike Draesner, Elke Link und Sabine Roth

Kultusminister Hans Zehetmair hat auf Vorschlag eines Gutachterausschusses entschieden, die diesjährigen staatlichen Förderungspreise für Literatur dem Schriftsteller Friedrich Ani, der Lyrikerin Ulrike Draesner, sowie den Übersetzerinnen Elke Link und Sabine Roth zuzuerkennen.

Friedrich Ani (geb. 1959, wohnt in München) erhält einen Förderungspreis für seinen Roman "Das geliebte süße Leben". Der sprachlich und konzeptionell äußerst konzentrierte und kraftvolle Roman, in dem eine zornige alte Frau in einem Zwiegespräch mit Gott ihr Leben rekapituliert, steht in der großen Tradition literarisch-philosophischer Texte zur Theodizee-Frage. Sein radikaler Pessimismus ist literarisch wirkungsvoll überhöht und provoziert den Leser so zur eigenständigen Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ulrike Draesner (geb. 1962, wohnt in München und Berlin) wird für den Gedichtband "gedächtnisschleifen" ausgezeichnet. Die künstlerisch hochstehenden Texte verstricken den Leser in ein engmaschiges Netz aus Wahrnehmungs- und Gedächtniselementen, in dem sich - je nach Lesart - eine Vielfalt von Bedeutungsschichten eröffnet. Die Autorin potenziert intertextuelle Verfahren bis zur Verschlüsselung und operiert gekonnt mit dem Klang der Sprache. Die Vielfalt an Themen beeindruckt ebenso wie das souveräne Spiel mit traditionellen und modernen Formen der Lyrik.

Elke Link (geb. 1962, wohnt in Berg am Starnberger See) und Sabine Roth (geb. 1963, wohnt in München) werden aufgrund ihrer Gemeinschaftsübersetzung der Erzählung "Eine transatlantische Episode" von Henry James und des Romans "Silas Marner" von George Eliot ausgezeichnet. Den Übersetzerinnen gelingt es, moderne und doch dem Zeitgeist und dem Sprachgefühl des 19. Jahrhunderts entsprechende Übersetzungen zu liefern. Mit der Vergabe eines gemeinsamen Förderungspreises wird auf die wertvolle Arbeit literarischer Übersetzer hingewiesen, die in der Regel im Schatten des Literaturbetriebs steht.

Staatliche Förderungspreise für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mit einer Preissumme von je 10.000 DM verbunden sind, werden seit 1965 jährlich verliehen. Die Preisträger müssen über eine außergewöhnliche literarische Begabung verfügen und durch entsprechende Veröffentlichungen hervorgetreten sein; weitere Voraussetzungen sind ein Wohnsitz in Bayern und ein Lebensalter von höchstens 40 Jahren. Mit der Preisvergabe ist beabsichtigt, begabte Nachwuchsautoren ideell und materiell zu unterstützen und eine weitere Verbreitung ihrer Werke zu fördern.

Die Dotierung eines der drei Preise erfolgt in diesem Jahr erstmals aus Mitteln der Kester-Haeusler-Stiftung, Fürstenfeldbruck.

Kultusminister Hans Zehetmair wird die Staatlichen Förderungspreise für Literatur im Rahmen eines Festaktes am 22. Oktober 1997 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste verleihen.

 

I. A. Dr. Stephanie Herrmann, Pressereferat

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent