Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent

 

6. August 1997

 

 

Jean-Paul-Preis 1997 an Günter de Bruyn

Kultusminister Hans Zehetmair hat auf Vorschlag einer Jury entschieden, den diesjährigen Jean-Paul-Preis dem Schriftsteller Günter de Bruyn zuzuerkennen. De Bruyn erhält diesen mit 25.000 DM dotierten Bayerischen Literaturpreis in Würdigung seines literarischen Gesamtwerkes.

Günter de Bruyn wurde 1926 als Sohn eines aus Bayern stammenden Vaters und einer Berliner Mutter in Berlin geboren. Nach dem Abitur 1943 wurde er in die Wehrmacht eingezogen, absolvierte nach Kriegsende einen Neulehrerkurs und war bis 1949 Lehrer in einem märkischen Dorf. Nach dem Besuch der Bibliothekarsschule arbeitete de Bruyn bis 1961 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostberliner Zentralinstitut für Bibliothekswesen. Seit 1961 ist er freischaffender Schriftsteller, Essayist und Herausgeber. Er lebt in Berlin und in einem märkischen Dorf.

Günter de Bruyns zentrales Thema ist die Frage, wie sich eine dogmatisch erstarrte Gesellschaft auf den einzelnen auswirkt und welche Konflikte sich dadurch ergeben. In der Auseinandersetzung mit der DDR-Wirklichkeit schreibt de Bruyn ganz grundsätzlich gegen die Zwänge gesellschaftlicher Ideologien und gegen staatliche Bevormundung an. So ist sein Werk auch nach dem Zusammenbruch der DDR von zeitloser Aktualität. Den eigenen Anspruch, beim Schreiben die Wahrheit zu sagen, löst de Bruyn auf überzeugende Weise ein. Sein unbestechlicher Blick erfaßt Landschaften ebenso präzise wie Menschen, sein Humor befreit den Leser von geistigen Fesseln und seine genaue Kenntnis des literarischen Erbes schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. De Bruyns Seelenverwandtschaft mit Jean Paul offenbart sich im souveränen Spiel mit Erzählformen ebenso wie im kompromißlosen Bekenntnis zu geistiger und künstlerischer Freiheit.

De Bruyns herausragendste Werke sind die Romane "Buridans Esel" (1969), "Preisverleihung" (1971) und "Neue Herrlichkeit" (1984), die Erzählung "Märkische Forschungen" (1979), die Biographie Jean Pauls "Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter" (1975), der Essayband zur Wiedervereinigung "Jubelschreie, Trauergesänge" (1991) sowie die zweiteilige Autobiographie "Zwischenbilanz" (1992) und "Vierzig Jahre" (1996).

Der Freistaat Bayern verleiht den im Jahre 1983 geschaffenen Bayerischen Literaturpreis in jährlichem Wechsel einmal als Jean-Paul-Preis in Würdigung des literarischen Gesamtwerkes eines deutschsprachigen Schriftstellers und einmal als Karl-Vossler-Preis für wissenschaftliche Darstellungen von literarischem Rang. Die bisherigen Preisträger des Jean-Paul-Preises sind: Hans Egon Holthusen (1983), Friedrich Dürrenmatt (1985), Botho Strauß (1987), Horst Bienek (1989), Hermann Lenz (1991), Gertrud Fussenegger (1993) und Siegfried Lenz (1995).

Kultusminister Hans Zehetmair wird den Jean-Paul-Preis an Günter de Bruyn im Rahmen eines Festaktes am 22. Oktober 1997 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste verleihen.

 

Bayerisches Staatsministerium

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I.A. Dr. Stephanie Herrmann, Pressereferat