15. April 1997

 

Neuer Lehrplan für die bayerischen Hauptschulen

 

Ab dem nächsten Schuljahr werden die bayerischen Hauptschulen nach einem neuen Lehrplan unterrichten. Wie Kultusminister Zehetmair am Dienstag in München mitteilte, sei der neue Lehrplan für die Jahrgangsstufen 5 und 7 fertiggestellt und den Schulen zugeleitet worden. Nach den Osterferien verstärken die Schulen die bereits angelaufenen Vorbereitungen für die Umsetzung des Lehrplans im nächsten Schuljahr. Die Einführung des neuen Lehrplans werde schrittweise bis zum Schuljahr 1999/2000 in allen Jahrgangsstufen erfolgen, kündigte Zehetmair an. Zusammen mit anderen Maßnahmen wie der generellen Einführung der Freiwilligen 10. Klasse, die auf einen mittleren Schulabschluß an der Hauptschule vorbereitet, ziele der neue Lehrplan auch auf eine Stärkung der Hauptschule innerhalb des gegliederten Schulwesens.

 

Wegen der Veränderungen in der Gesellschaft, in den Familien, im Wirtschafts- und Arbeitsleben, in den Einstellungen und Verhaltensweisen der Schüler, aber auch in den Anforderungen und der Gestaltung der Unterrichtsfächer, sei von Zeit zu Zeit eine Lehrplan-Revision notwendig, sagte der Minister. Der neue Lehrplan verwirkliche zentrale Forderungen an die moderne Hauptschule. Zu nennen sei vor allem eine solide Allgemeinbildung, einschließlich der vielfach geforderten Schlüsselqualifikationen wie selbständiges Lernen, Problemlösen, Denken in Zusammenhängen, aber auch Leistungs- und Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit, Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Mitverantwortung. Zehetmair betonte, daß solche eher allgemeinen Schlüsselqualifikationen nur an konkreten Inhalten und realen Handlungsfeldern zu erwerben sind. Andere Anliegen des neuen Lehrplans seien die Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung, die schülerangemessene Unterrichtsgestaltung und der Ausbau der Hauptschule zu einer weiterführenden Schule mit Abschlüssen, die ihrerseits Anschlüsse zu neuen Bildungswegen sind. Schließlich erhalte das neue Konzept für die Hauptschule einen neuen Akzent, der sich aus der Betonung des fächerübergreifenden und des fächerverbindenden Lernens ergibt. Der neue Lehrplan sei so angelegt, daß das vernetzte Lernen, das Denken und Arbeiten in Zusammenhängen zum Prinzip wird. Dies mache zugleich den Weg frei für offene Lernformen, die handlungsorientiert, materialgeleitet und projektorientiert sind. Durch größtmögliche Differenzierung und Individualisierung trage der neue Hauptschullehrplan dabei der Tatsache Rechnung, daß die Zusammensetzung der einzelnen Klassen ausgesprochen heterogen ist. Für die Pflichtschule von besonderer Bedeutung sei darüber hinaus der Gesichtspunkt der Lebenshilfe für Schüler, die besondere pädagogische Zuwendung brauchen.

 

Erarbeitet haben den Lehrplan seit Herbst 1994 eine vom Kultusministerium eingerichtete Leitkommission sowie 18 Fachkommissionen am Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung. Der Minister betonte, daß Anregungen und Einwände von zahlreichen Gremien in die Lehrplanarbeit eingebracht worden seien. Durch diese breit angelegte Anhörung erkläre sich die hohe Akzeptanz, die der neue Lehrplan bisher allgemein findet. Zur Vorbereitung der Lehrplan-Einführung an den Schulen seien bereits im letzten Jahr Hauptschullehrer in drei Lehrgangs-Wochen an der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen in die Lehrplan-Entwicklung eingebunden worden. Diese Multiplikatoren seien jetzt für die Gestaltung der Fortbildungsveranstaltungen zuständig, welche die Staatlichen Schulämter und die Schulleiter für die Landkreise bzw. schulintern für die Kollegien organisieren.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent