10. April 1997

Kultusminister Zehetmair plädiert für Beibehaltung des Guardini-Lehrstuhls

Gegen die Streichung des Guardini-Lehrstuhls an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sich Kultusminister Zehetmair ausgesprochen. Zu entsprechenden Gerüchten und Presseberichten teilte der Minister am Donnerstag mit, die nunmehr anlaufende Hochschulreform habe zwar eine Umstrukturierung in manchen Bereichen zum Ziel, ein vorrangiges Ziel sei aber die verstärkte Profilbildung der Hochschulen. Von daher wäre es nach Auffassung Zehetmairs kontraproduktiv, einen der wenigen personenbezogenen renommierten Lehrstühle zu opfern. Der Guardini-Lehrstuhl, der auf den weltweit angesehenen Theologen und Philosophen Romano Guardini zurückgehe, sei auch mit dessen Nachfolgern Karl Rahner und Hans Maier hochwertig besetzt worden. In Zukunft gehe es primär darum, eine möglichst hochqualifizierte Persönlichkeit für die Wiederbesetzung des Lehrstuhls zu finden, sagte Zehetmair.

Durch die quantitative Ausweitung der letzten Jahrzehnte seien die Hochschulen naturgemäß immer anonymer geworden. Die mit der Hochschulreform beabsichtigte Zuweisung von mehr Kompetenz an die Universitäten müsse deshalb zur Folge haben, daß nicht alle das Gleiche anbieten: "Die Hochschulen müssen sich um ein Spitzenprofil bemühen. Das bezieht sich nicht nur auf Naturwissenschaft und Technik, sondern auch auf die Ethik des Wissens", betonte der Minister. So sei es "a priori noch keine Orientierung, wenn eine Fakultät `Philosophie I`oder `Philosophie II` heißt". Wohl aber stelle es eine besondere Verpflichtung dar, wenn ein geschichtlich verankerter Lehrstuhl mit einem renommierten Wissenschaftler aufwartet.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent