20. April 1996

Wissenschaftsstaatssekretär Rudolf Klinger plädiert für Medienmündigkeit als Erziehungsziel

Medienerziehung in der Schule darf sich nicht auf die bloße Handhabung der neuen Technologien beschränken. Wie Wissenschaftsstaatssekretär Rudolf Klinger am Samstag in Bad Kissingen vor der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern erklärte, werde der Einzug von Multimedia und Telekommunikation in der Schule begleitet sein von einer Medienerziehung, die möglichen negativen Einflüssen entgegenwirkt und positive Einflüsse stärkt. Angesichts der Entwicklungsdynamik in der Medientechnik gelte es heute für die Schulen, mit den neuen technischen Möglichkeiten Schritt zu halten. Dazu gehöre die Qualifizierung der Lehrenden, die technische Ausstattung der Schulen und die Entwicklung pädagogisch durchdachter Konzepte. Klinger betonte, daß die Schule nicht zuletzt auch den sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang mit den Medien vermitteln müsse. Schule habe nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern auch einen Erziehungsauftrag. Sie müsse deshalb auf Medienmündigkeit im weitesten Sinn abzielen. Angesichts der unüberschaubaren Informationsflut bedürfe es der fachübergreifenden Schulung des kreativ-kompetenten Umgangs der Jugendlichen mit den Medien. Sie sollen lernen, die Medien zu handhaben, Medieneinflüsse zu erkennen, Medien auszuwählen, Medienaussagen zu verstehen und zu bewerten und letztlich Medien effektiv zu nutzen und zu gestalten. Zur Medienerziehung gehöre die Schulung des intellektuellen Urteilsniveaus genauso wie die Einübung und Stärkung moralischen und sozialen Verhaltens. Klinger: "Medienerziehung ist nicht wertfrei. Nicht die Technik, der Mensch muß immer im Mittelpunkt stehen - auch in der Informationsgesellschaft."

Im Rahmen des Modellversuchs SEMIS untersuche man derzeit schulartübergreifend die Möglichkeiten des Einsatzes von Multimedia. Weitere Pilotprojekte seien bereits geplant. Das technische Rückgrat der neuen Medien an allen bayerischen Schulen solle der Netzzugang für Telekommunikation zum Ortstarif darstellen. Klinger begrüßte in diesem Zusammenhang die Initiative des Bundesforschungsministeriums und der Telekom, die 59 Mio DM für den Anschluß von Schulen an die Datenautobahnen bereitstellen wollen. Im Rahmen des Projektes "Schulinterne Netze" wolle das Kultusministerium prüfen, inwieweit der direkte Zugriff auf die Datenfernübertragung in verschiedenen Räumen einer Schule den Unterricht spürbar bereichern kann. Neben der Erprobung kommerzieller Multimedia-Anwendungen sollen auch eigene, an den Lehrplänen orientierte Anwendungen entwickelt werden, die lernpsychologische Aspekte stärker berücksichtigen. Im Projekt "Multimedia-Schulbibliothek" wolle man elektronische Medien als Informationsquellen erproben. Die erforderlichen Mittel für diese und weitere Projekte sollen nach Möglichkeit noch in diesem Jahr bereitgestellt werden.

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent