Aviso 02/20

16 Thema Corona-Zeit Sie beschäftigen sich beidemitWissenschaftskommunika- tion. Was interessiert Sie daran? Wissenschaftskommunikation dient letztlich der De- mokratie: Alle Menschen sollten Zugang zum verfüg- baren Wissen unserer Zeit haben, um selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können. Zwei Fragen inter- essieren mich besonders: Wie kannWissenschaftsver- mittlung gelingen? Und: Wie kann man strategische Wissenschaftsskeptiker kritisieren? Beide Fragen ha- ben eine lange Tradition in der Wissenschaftsphilo- sophie. Meine Leidenschaft für die Wissenschaftskommuni- kation begann früh im Studium. Komplexes Wissen gut verständlich weiterzugeben ist immer wieder eine Herausforderung. Worin unterscheidet sich der Wissenschaftsskeptizismus zu Corona von dem zum Klimawandel? Da gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede. In der Klima- und Corona-Krise werden wissenschaft- liche Ergebnisse aus rein strategischen Gründen in öf- fentlichen Debatten gezielt geleugnet, um politische und wirtschaftliche Interessen zu wahren. Insbeson- dere Rechtspopulisten und Lobbyisten praktizieren einen solchen strategischen Wissenschaftsskeptizis- mus. Im Unterschied zur Klimaforschung mussten die Gesundheitswissenschaften in der Corona-Krise etwas Neues sehr schnell erforschen. Dieser Umstand wurde zusätzlich genutzt, um Forschende pauschal anzugrei- fen: »Die wissen ja selbst nichts.« Diese Art von Skep- tizismus zielt nicht darauf ab, Wissenschaft besser zu machen, sondern richtet massiven Schaden für unsere Gesellschaft an. Was macht solche Haltungen für Menschen so attraktiv? Menschen wollen unbequeme Dinge nie wahrhaben. Niemand hat ein Problem mit Wissenschaft, wenn sie einen nicht berührt. Der persönliche Verlust macht mich zum Gegner. Hinzu kommt: Heutzutage sind Meinungen ein Statussymbol: »Ich habe etwas zu sa- gen!« Die sozialen Medien verstärken das. Mit der Perpetuierung der Meinung hängt immer mehr Status davon ab und irgendwann geht man keinen Schritt mehr zurück und hält an Irrationalem fest, um konsistent zu sein. Dann ist eine Sachauseinandersetzung auch nicht mehr möglich, nur noch Deeskalation. Kann man dem entgegenwirken? Das ist sehr schwer. Denn die Bereitschaft, sich selbst Wissenschafts- kommunikation in Krisenzeiten Während der Covid-19-Pandemie sind Wissenschaftler*innen als Berater*innen der Politik im Fokus der Öffentlichkeit. Volker Busch und Alexander Reutlinger geben Auskunft zur Bedeutung guter Wissenschaftsvermittlung. AR VB AR VB VB

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